Es gibt Software, die war einmal aus unserem Alltag nicht wegzudenken – und heute müssen wir uns fast an die Namen erinnern, sofern man nicht zu jung ist und man nie etwas damit zu tun hatte. Aber es gab auch eine Welt bevor es Spotify, WhatsApp oder Google gab, damals waren andere Programme unsere treuen Begleiter, wobei einige auch durchaus noch recht lebendig sind. Ein kleiner nostalgischer Rundgang durch die mitunter fast schon vergessenen Helden der Software und ich gehe jetzt nicht mal zurück zu dBase IV der Turbo Pascal.
WinAmp – „It really whips the llama’s ass“ (die klassische Version)
Ende der 90er war WinAmp der Player schlechthin. Mit bunten Skins, Equalizer-Spielereien und der Möglichkeit, MP3-Playlists zusammenzustellen, fühlte man sich wie der DJ im eigenen Jugendzimmer. Heute streamen wir Musik einfach – aber damals war es ein kleines Abenteuer, die Festplatte mit Songs zu füllen und sie in WinAmp zu organisieren. WinAmp gibt es in gewisser Weise ja noch, aber eher als Nischenprodukt und nicht wirklich das Original.
ICQ – „Uh-oh!“
Wenn dieser kleine Benachrichtigungston ertönte, war die Welt plötzlich aufregender. ICQ war einer der ersten großen Messenger, lange bevor WhatsApp & Co. existierten. Man konnte Freunde anschreiben, Gruppen gründen und sogar kleine Spiele spielen. Und ja, die berühmte ICQ-Nummer hat man damals fast so stolz weitergegeben wie heute eine Handynummer. Theoretisch gibt es ICQ noch, wurde aber 2010 von der russischen Mail.ru Group übernommen und heißt mittlerweile ICQ New, aus Russland…. spielt entsprechend keine große rolle mehr.
WordPerfect – der Büroklassiker
Bevor Microsoft Word den Markt eroberte, galt WordPerfect als der Standard in vielen Büros. Die blaue Oberfläche, die kryptischen Tastenkürzel – wer sie beherrschte, war ein kleiner Zauberer im Büroalltag. Heute hat WordPerfect seine große Bedeutung verloren, obwohl WordPerfect mit den Grundstein gelegt hat für das, was wir als Textverarbeitung kennen. Ganz vergessen ist es aber nicht, so wird WordPerfect noch immer angeboten und es hat seine Anwender. Warum das so ist und was WordPerfect auch in 2025 noch ganz besonders gut kann und von anderen abhebt, kann man in meinem Artikel „WordPerfect Office: Der unterschätzte Office-Klassiker mit treuer Fangemeinde“ nachlesen.
Encarta – das digitale Lexikon
Noch vor Wikipedia war Microsoft Encarta ein echtes Highlight. Ganze Enzyklopädien passten plötzlich auf eine CD-ROM! Man klickte sich durch Artikel, Bilder und kleine Videos – das war der Inbegriff von modernem Lernen in den 90ern. Heute wirkt das Konzept fast kurios, aber damals war Encarta ein echter Schatz für Schüler und Wissbegierige. 2009 wurde Encarta dann eingestellt.
PaintShop Pro – Kreativität für alle
Bevor Photoshop zum Synonym für Bildbearbeitung wurde, war PaintShop Pro die erschwingliche Alternative. Viele haben hier ihre ersten Collagen gebastelt, Urlaubsfotos bearbeitet oder einfach mal den Hintergrund bunt eingefärbt. Für viele war es das Tor in die Welt der digitalen Kreativität. PaintShop Pro wurde seit seinen Anfängen weiterentwickelt und wird ja auch heute noch, mittlerweile von Alludo entwickelt und angeboten.
Netscape Navigator – das Tor ins Internet
Lange vor Chrome oder Firefox war Netscape Navigator der Browser, mit dem Millionen Menschen ihre ersten Schritte ins World Wide Web machten. Bunte Webseiten, blinkende GIFs und das langsame Aufbauen einer Seite bei 56k-Modem – Netscape war für viele der Inbegriff von „online gehen“. Dass es irgendwann von Internet Explorer verdrängt wurde, war für viele damals ein kleiner Schock. Wenn man so möchte, so lebt der Navigator mit Firefox weiter, der irgendwie ja darauf basiert.
Nero Burning ROM – der Meister der CDs
Wer in den 2000ern Musik oder Daten sichern wollte, kam an Nero Burning ROM nicht vorbei. Endlich konnte man eigene Musik-CDs für’s Auto brennen oder Daten archivieren. Das Brennen war manchmal ein nervenaufreibendes Unterfangen – ein kleiner Fehler, und der Rohling war ruiniert. Trotzdem: Nero war Kult und ein echtes Must-have. Und Nero lebt ja, denn die Nero Platinum Suite, welche Nero Burning ROM ja beinhaltet, erfreut sich ja großer Beliebtheit. Das Brennen auf DVDs & Co ist immer noch möglich, aber Nero ist mittlerweile eine sehr umfangreiche Multimedia Suite mit sehr vielen Möglichkeiten. Nero hat seine Software an die Entwicklungen der Zeit angepasst und deswegen lebt diese Software auch noch und dies sogar sehr erfolgreich.
Lotus Notes – das Business-Schwergewicht
Lotus Notes war in vielen Unternehmen ein fester Bestandteil: E-Mails, Kalender, Datenbanken – alles in einem. Zwar war es nicht gerade beliebt für seine Benutzerfreundlichkeit, aber es war mächtig und hat den Grundstein für viele moderne Kollaborationstools gelegt. Wer in den 90ern im Büro gearbeitet hat, kam daran kaum vorbei.
2019 hat IBM den Bereich an HCL Technologies verkauft. Seitdem heißt die Plattform offiziell und HCL Domino für den Serverbereich.
HCL Notes/Domino existiert weiterhin, wird aber nur noch von bestimmten Unternehmen eingesetzt, meist für Legacy-Anwendungen oder sehr spezifische Unternehmensprozesse. In der Breite ist Notes praktisch verschwunden. Heute beherrschen andere Player den Markt.
Ein Blick zurück – und nach vorn
Diese Programme waren mehr als nur Software. Sie waren Wegbegleiter, haben ganze Generationen geprägt und stehen für eine Zeit, in der Computer noch ein Stück weit Abenteuer bedeuteten. Heute ist vieles einfacher, schneller, allgegenwärtig – aber manchmal macht es Spaß, sich an die Anfänge zu erinnern und wie wir gesehen haben, existieren ja manche der Programm ja auch noch heute.
Vielleicht hast auch du noch eine alte ICQ-Nummer im Kopf, eine gebrannte Nero-CD im Regal oder kannst dich an das Llama-Logo von WinAmp erinnern. Es sind kleine Erinnerungen, die zeigen: Die digitale Welt entwickelt sich rasant, aber ohne die Helden von damals wären wir nicht da, wo wir heute sind.
Kurz erwähnt – noch mehr digitale Legenden
Es gibt natürlich noch unzählige weitere Programme, die den Alltag am PC geprägt haben. Hier ein paar, die fast jeder noch vom Namen kennt:
- AOL – das „Sie haben Post!“ war für viele der Soundtrack des ersten eigenen Internetanschlusses.
- MSN Messenger – bunte Smilies, Statusmeldungen und das nervige Fensterblinken, wenn jemand deine Aufmerksamkeit wollte.
- CorelDRAW – für viele die erste ernsthafte Grafiksoftware und in so manchem Copyshop das Standard-Tool und ja auch heute noch quicklebendig. Qualität beliebt halt da.
- WinZip & WinRAR – wer keine gepackten Dateien entpacken konnte, hatte schnell ein Problem. Auch die beiden Tools gibt es noch und erfreuen sich durchaus an Beliebtheit.
- FrontPage – Microsofts Baukasten für die ersten eigenen Webseiten – oft bunt, blinkend und voller Tabellenlayouts. 2006 wurde FrontPage eingestellt. Ich vermute mal, dass Frontpage eher selten bis gar nicht von professionellen Anwendern genutzt wurde.
- T-Online Software – mit dieser CD kam man in Deutschland massenhaft ins Netz. T-Online, DSL von Telekom – für viele damals auch ein Odyssey des Grauens.
Ein Blick zurück – und nach vorn
Diese Programme waren mehr als nur Software. Sie waren Wegbegleiter, haben ganze Generationen geprägt und stehen für eine Zeit, in der Computer noch ein Stück weit Abenteuer bedeuteten. Heute ist vieles einfacher, schneller, allgegenwärtig – aber manchmal macht es Spaß, sich an die Anfänge zu erinnern und manchmal hat man auch Sehnsucht nach den alten Tagen, denn manches war auf gewisse weise auch besser.
Vielleicht hast auch du noch eine alte ICQ-Nummer im Kopf, eine gebrannte Nero-CD im Regal oder kannst dich an das „Uh-oh!“ erinnern. Es sind kleine Erinnerungen, die zeigen: Die digitale Welt entwickelt sich rasant, aber ohne die Helden von damals wären wir nicht da, wo wir heute sind, denn alles baut aufeinander auf. Es gibt nicht die eine Innovation, die alles gezündet hat, sondern meist viele, auch das Telefon wurde nicht nur von einer Person erfunden.