IDE-Flachbandkabel – die Nabelschnur der PCs in den 80er und 90er Jahren

Wer sich an die Computer der 80er und 90er Jahre erinnert, dem wird neben den schweren, meist industriegrauen Gehäusen, röhrenbasierten Monitoren und klobigen Netzteilen ein unscheinbares, aber unverzichtbares Bauteil in den Sinn kommen: das beliebte IDE-Flachbandkabel. Dieses breite, meist graue Kabel mit seinen 40 oder später 80 Adern war die direkte Datenverbindung zwischen Mainboard und den damals wichtigsten Laufwerken – Festplatten und etwas später CD-ROM-Laufwerken. Ohne sie lief kein PC.

Die Anfänge der IDE-Flachbandkabel  in den 80er Jahren

Flachband Kabel für IDE und FloppyIn der Ära der frühen IBM-PCs und ihrer Klone war der Zugriff auf Massenspeicher zunächst deutlich komplexer und auch teurer. Systeme mit Prozessoren wie dem Intel 80286 setzten meist noch auf MFM- (Modified Frequency Modulation) oder RLL- (Run Length Limited)-Festplatten, die zwingend eine separate Controllerkarte benötigten. Diese Karten wurden in den ISA-Bus gesteckt und über ein mehradriges Kabel mit den Laufwerken verbunden.

Mit dem Aufkommen von ATA (Advanced Technology Attachment), später allgemein als IDE bezeichnet, änderte sich die Architektur grundlegend. Ab Mitte/Ende der 80er wurden die ersten Controllerfunktionen direkt in die Laufwerke integriert. Damit reduzierte sich der Verkabelungsaufwand erheblich: Ein einziges 40-poliges Flachbandkabel reichte nun, um Festplatten mit dem Mainboard zu verbinden. Diese Vereinfachung war besonders für Systeme der 286er- und frühen 386er-Generation von Bedeutung, da sie Kosten senkte und die Komplexität im PC-Gehäuse verringerte.

IDE etablierte sich schnell als neuer Standard. Während frühe 286er-Systeme noch mit kleineren Festplatten im zweistelligen Megabyte-Bereich arbeiteten, ermöglichte die IDE-Technik eine bessere Skalierbarkeit. Damit legte das Flachbandkabel den Grundstein für die rasante Verbreitung von Festplatten in Heim- und Büro-PCs.

Die Technik hinter dem IDE-Flachbandkabel

IDE steht für Integrated Drive Electronics. Der Begriff beschreibt ein Konzept, bei dem die Steuerelektronik direkt im Laufwerk integriert wurde – ein entscheidender Fortschritt gegenüber den frühen MFM- oder RLL-Festplatten.
Das IDE-Kabel selbst war meist ein 40-poliges Flachbandkabel, das im Inneren des PCs oft wie eine Art graue Schlange über das Mainboard gespannt lag. Mit bis zu zwei Laufwerken pro Kabel (Master und Slave) war es jahrzehntelang Standard.

In den späten 90ern kam dann das Ultra-ATA/66- und /100-Kabel, äußerlich sehr ähnlich, aber mit 80 Adern, wobei jede zweite Ader als Masseleiter diente, um Störungen bei höheren Datenraten zu reduzieren. Wichtig: Stecker und Pins blieben bei 40, aber die Verdrahtung im Kabel war dichter.

Flachbandkabel für Diskettenlaufwerke

Neben den IDE-Kabeln für Festplatten und optische Laufwerke spielte auch das Floppy-Flachbandkabel eine zentrale Rolle in PCs der 80er und 90er Jahre. Es war in der Regel ein 34-adriges Flachbandkabel mit 34-poligen Steckern, das die Diskettenlaufwerke mit dem Floppy-Controller auf dem Mainboard oder auf einer ISA-Controllerkarte verband.

Charakteristisch war der „Twist“ im Kabel: Einige Leitungen waren in der Mitte verdreht, wodurch das Laufwerk automatisch als Drive A: oder Drive B: erkannt wurde – ganz ohne Jumper-Einstellungen. Dieses Detail machte die Verkabelung einfacher, führte aber oft zu Verwirrung, wenn das Kabel falsch herum gesteckt wurde.

In der Praxis konnten über ein Floppy-Kabel bis zu zwei Diskettenlaufwerke betrieben werden, meist eine Kombination aus 5,25″- und 3,5″-Laufwerken oder später zwei 3,5″-Drives. Mit Übertragungsraten von wenigen Hundert Kilobytes pro Sekunde war das Floppy-Kabel technisch weit von IDE entfernt, dennoch war es in der PC-Landschaft unverzichtbar – sei es für den Systemstart von MS-DOS, für Installationsdisketten oder als Transportmedium vor der weiten Verbreitung von CD-ROM und Netzwerk.

IDE-Flachbandkabel  – Alltag im Bastler-PC

Wer damals seinen PC aufschraubte, um eine neue Festplatte oder ein CD-Brenner einzubauen, musste sich unweigerlich mit den breiten IDE-Kabeln herumschlagen. Sie waren zwar zuverlässig, aber alles andere als handlich. Im engen Midi-Tower blockierten sie oft die Luftzirkulation, legten sich über RAM-Bänke oder drückten auf Steckkarten. Ein sorgfältiges „Falten“ oder „Fächern“ war Pflicht, wenn man Ordnung im Gehäuse haben wollte.

Und natürlich gab es das berühmte Jumper-Problem: Damit der PC wusste, welches Laufwerk Master und welches Slave war, musste man kleine Plastikbrücken auf der Rückseite der Laufwerke umstecken – ein typisches Ritual der PC-Bastler-Generation.

Die Bedeutung für den PC-Markt

IDE machte PCs günstiger und einfacher erweiterbar. Plötzlich konnte fast jeder selbst eine Festplatte einbauen, ohne teure Controllerkarten. Das Flachbandkabel wurde so zum Symbol des Heim-PCs der 90er Jahre. Egal ob ein 286er, ein 386er, ein 486er oder ein Pentium I – beim Blick ins Gehäuse war das breite graue Band immer präsent.

Der langsame Abschied

Ab Anfang der 2000er wurde IDE nach und nach von Serial ATA (SATA) verdrängt. SATA-Kabel waren schmal, flexibel und störungsarm – ein Segen für Gehäusekühlung und Bastlerhände. Spätestens mit Windows Vista und den damals aktuellen Mainboards war das IDE-Flachbandkabel Geschichte. Heute findet man es nur noch in Retro-Rechnern, die für Nostalgie, DOS-Games oder als Sammlerstücke gepflegt werden.

Fazit IDE-Flachbandkabel

Das IDE-Flachbandkabel war mehr als nur ein Verbindungselement – es war die Nabelschnur zwischen Mainboard und den Daten, die den PC zum Leben erweckten. In den 80er Jahren leitete es mit der 286er- und 386er-Generation den Übergang von komplizierten Controllerlösungen zu einer standardisierten Verbindung ein. In den 90er Jahren wurde es zur unverzichtbaren Infrastruktur jedes PCs. Auch wenn es inzwischen technisch überholt ist, bleibt es ein Stück Computergeschichte, das die Entwicklung des Personal Computers entscheidend geprägt hat.

Technischer Vergleich: Von MFM/RLL zu IDE/Ultra-ATA und SATA
Standard / Technik Typische Epoche Kabel / Anschluss Datenrate Besonderheiten
MFM (Modified Frequency Modulation) frühe/mittlere 80er (XT, frühe 286er) 34-adriges Steuerkabel + 20-adriges Datenkabel, separate Controllerkarte bis ca. 5 MBit/s komplexe Verkabelung, Controllerkarte zwingend
RLL (Run Length Limited) Mitte 80er (286/386) wie MFM (2 Kabel + Controller) bis ca. 7,5 MBit/s effizientere Kodierung, mehr Kapazität aus gleichen Platten
IDE / ATA (Integrated Drive Electronics) späte 80er (286/386/486) 40-adriges Flachbandkabel, max. 2 Geräte (Master/Slave) bis ca. 16 MB/s (PIO-Modi) Controller im Laufwerk integriert, nur ein Kabel nötig
EIDE / ATA-2 frühe 90er (386/486/Pentium) 40-adriges Flachbandkabel bis ca. 33 MB/s (PIO 4, DMA) größere Festplatten & ATAPI-CD-ROMs unterstützt
Ultra-ATA/66 / Ultra-ATA/100 späte 90er (Pentium II/III, Athlon) 80-adriges Kabel, weiterhin 40-poliger Stecker bis 100 MB/s jede zweite Ader Masse gegen Übersprechen
Serial ATA (SATA) ab 2003/2004 (Pentium 4, Athlon 64) 7-poliges schmales Kabel, Punkt-zu-Punkt ab 150 MB/s (SATA I) schlanke Kabel, Hot-Swap, Ende der Parallelkabel-Ära
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