Das Landei und das Internet

Oft flattern mir Broschüren von Breitbandinitiativen bezüglich „Schnelles Internet für Alle“ ins Haus und die Politik fordert schnelles Internet für alle, mindestens soundso viele Mbits für jeden, aber wie sieht es in der Realität aus, insbesondere für Bewohner von eher dünn besiedelten Landstrichen?

Bescheiden: Denn für große Internetanbieter ist es wenig attraktiv diese Regionen mit herkömmlichen DSL Leitungen zu versorgen, geschweige denn Glasfasertechnik. Und auch Kabelanbieter haben natürlich kein Interesse wegen den paar hundert Einwohnern in den kleinen Dörfern die Erde aufzubuddeln.

Langsames Internet – viele Probleme

Dies alles führt dann dazu, dass manche gar kein Internet zur Verfügung haben, (außer per ISDN), oder nur sehr langsames Internet, also vielleicht 384 Kbit, früher bekannt als DSL Light, was mittlerweile eher eine beschönigende Bezeichnung ist. Mit einer solchen Geschwindigkeit ergeben sich zahlreiche Probleme:

  • viele Webseiten sind so komplex aufgebaut, dass die Anzeige zum Geduldsspiel wird
  • Videos laufen praktisch nicht
  • Webanwendungen können nur schwerlich genutzt werden
  • Der Upload von großen Dateien wird zur Qual

Trotzdem haben einige Anbieter übrigens keinerlei Problem auch diesen Kunden den vollen Preis zu berechnen, man zahlt also nicht etwa weniger, weil es kein DSL 6000 gibt, sondern nur 384 kbit. Voller Preis, aber nicht mal die halbe Leistung.

Langsames Internet wirkt sich auf Regionen aus

Selbstverständlich hat dies Auswirkungen auf betroffene Regionen: Da kaum jemand noch am Internet vorbeikommt, werden Firmen und auch Selbstständige, Freiberufler, aber auch Privatpersonen sich überlegen, ob man sich in solchen Regionen überhaupt noch ansiedelt bzw. diese nicht verlässt. Negativ wirkt sich eine solches Internet auch aus auf alle, die in der Ausbildung sind, auch für Kinder, denen der Zugang zu modernen Medien so zumindest nicht leicht gemacht wird. Die DSL-Geschwindigkeit ist also durchaus mittlerweile ein Auswahlkriterium für den Wohnsitz. Ein Unsinn eigentlich: denn gerade das Internet sollte es ja egal machen, wo man wohnt, wo man sein Geschäft ausübt (zumindest für einige Bereiche). Aber das Gegenteil ist der Fall…

Oft fehlende Alternativen

Alternativen sind meist rar: zwar gibt es mobile Techniken, aber UMTS und Co funktionieren oft auch nicht auf dem Land und LTE ist zwar nett, wird aber keineswegs überall von jeden angeboten (sollte das nicht mal eine Art Pflicht sein?) und zweitens ist auch dieses mit starken Einschränkungen verbunden. Ja, es ist schneller, aber nur bis man ein bestimmtes GByte – Kontingent ausgeschöpft hat, besser also man liest nur E-Mails und besucht möglichst keine Seiten mit Videos, also was bringt es dann noch? Höchstens denen, die noch nicht mal DSL-Light haben.

Per Satellit ging noch, ist aber nicht jedermann möglich und auch nicht unbedingt immer günstig.

Das Landei hat zwar nicht immer Pech, es gibt auch glückliche Einzelerscheinungen, aber doch viel oft: denn trotz aller großen Worte passiert nur wenig und für viele hat sich seit Jahren nicht wirklich was getan oder verändert. LTE ist auch nur „besser wie gar nichts“, eignet sich im Moment aber nicht als Die Alternative, wenn eine intensive Nutzung des Internets gefragt ist.

Perspektiven schaffen wäre gefragt

Würde man statt den Millionen oder Milliarden, die man in Projekte wie das Betreuungsgeld steckt, dieses Geld nehmen und eine breite Modernisierung des Internets auch auf dem Land vornehmen, so könnte man wahrscheinlich viele neue Perspektiven für diese Regionen und den dort lebenden Menschen schaffen (was sich ja dann auch indirekt sich auf die realen Geschäfte auswirkt). Wer sich in manchen ländlichen Regionen umsieht, findet Orte vor, in denen es nicht mal ein einziges Geschäft mehr gibt, selbst kleinere Städte weisen viele leer stehende Schaufenster auf. Statt also vielleicht Menschen Gelder zukommen zu lassen, die dieses vielleicht nicht mal brauchen, sollte man lieber in die Zukunft investieren, seine Versprechen wahr machen und den Menschen und auch den ländlichen Regionen langfristige Perspektiven eröffnen.

Aber mit dem schnellen Internet für alle ist es wie mit vielen: große Worte, kleine Taten…

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